Warum Marketing auch Chef(in)-Sache ist

Ein Gastbeitrag von Prof. Dr. Daniel Wentzel, Lehrstuhlinhaber Marketing an der RWTH Aachen University und Dozent im Executive MBA Technology Management.

Autor: Prof. Dr. Daniel Wentzel
Veröffentlicht: 22.03.2023
Ein Dozent spricht vor einer Klasse internationaler Studierender in einem Vorlesungsraum

Innovationen brauchen strategisches Marketing

Gute Ideen gibt es viele. Zum geschäftlichen Erfolg werden sie allerdings erst dann, wenn sie zielgerichtet und erfolgreich vermarktet werden. Marketing ist somit eine nicht zu vernachlässigende Aufgabe für die Chefin oder den Chef – gerade auch in Technologie- und Industrieunternehmen. Entscheidend ist es, Kunden und ihre Bedürfnisse wirklich umfassend zu verstehen. Die Erfolge zahlreicher Apps und Onlineplattformen beweisen, wie sich dank Innovation vollkommen neue Märkte gestalten und erschließen lassen.

Ein Paradebeispiel ist das US-amerikanische Unternehmen Dollar Shave Club: Die Gründer erkannten, dass Rasierklingen so genannte „Low Involvement Produkte“ sind, mit denen sich niemand intensiv beschäftigen oder viel Geld dafür ausgeben will. Dennoch hat jeder sie gerne vorrätig. Die Gründer erfanden daher ein Abo-Modell für die Bestellung von Rasierklingen – ohne jegliches Wissen über ihre Herstellung. Ein innovatives Werbevideo wurde zum viralen Erfolg und führte Dollar Shave Club zum Milliardenerfolg.

An diesem Beispiel wird deutlich, dass Innovationen nicht immer rein technologischer Natur sein müssen. Daher ist es schon in der Entwicklungsphase von Produkten unerlässlich, die Perspektive des Kunden einzunehmen und die für ihn relevanten Argumente zu identifizieren. Marketing bedeutet, vorhandene Angebotslücken im Markt zu erkennen und sie möglichst als erster Anbieter mit geeigneten Lösungen zu besetzen. Das ohnehin im Unternehmen vorhandene technische Wissen schafft die Basis dafür, um Chancen bis hin zu digitalen Vertriebswegen gezielt zu nutzen. Leider verpassen jedoch noch immer viele Geschäftsführungen ihre Chance, wenn sie Marketing nicht in dieser nachhaltigen strategischen Ausrichtung betreiben – sondern nur mit Broschüren und Anzeigen gleichsetzen.

In meinen Vorlesungen ermutige ich daher die Studierenden des Executive MBA Technology Management, die häufig auf ihrem ersten Bildungsweg Ingenieure geworden sind und nun fundierte Managementkompetenzen aufbauen wollen, die technisch getriebenen Innovationsprozesse in Unternehmen stets um eine kreative, marketingorientierte Perspektive zu ergänzen. Wie das funktioniert, erarbeiten wir gemeinsam in zahlreichen Beispielen aus der Praxis als auch in konkreten Anwendungsfällen, an denen wir aktiv arbeiten.

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Prof. Dr. Daniel Wentzel

Head of Chair of Marketing RWTH Aachen University